Am 30. Juni 1934 wurde der Ministerialdirektor Dr. Erich Klausener in seinem Dienstzimmer im damaligen Reichsverkehrsministerium heimtückisch im Auftrag der NS-Machthaber Göring und Heydrich erschossen. Er war von 1926 bis 1933 Leiter der Polizeiabteilung des Innenministeriums und zudem ab 1928 Vorsitzender der Katholischen Aktion Berlin. Das 90. Todesjahr nahm der Freundeskreis Dr. Erich-Klausener e.V. Berlin zum Anlass, ihm als dem ersten Blutzeugen Berlins in zahlreichen und breit angelegten Veranstaltungen zu gedenken. Die zentrale Gedenkveranstaltung fand am 27. September 2024 im Klausener-Saal des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) statt.
Etwa 260 Teilnehmer aus Politik, Gesellschaft und Kirche waren erschienen: Für den terminlich verhinderten Minister Dr. Volker Wissing Herr Dr. Michael Köhler als Hausherr, der Erzbischof von Berlin Dr. Heiner Koch, Bundestagspräsident a.D. Wolfgang Thierse, der Landrat vom Landkreis Märkisch- Oderland Herr Gernot Schmidt, verschiedene Bundestagsabgeordnete sowie Schüler:innen der Katholischen Theresienschule in Weißensee und der St. Franziskus-Schule in Schöneberg in Begleitung ihrer Lehrer und schließlich die vielen Menschen, deren Interesse an Klausener in den letzten Wochen und Monaten gewachsen oder geweckt worden war.
Herr Erzbischof Dr. Heiner Koch verwies in seinem Grußwort zunächst auf den Lebenslauf Klauseners als Landrat in Adenau/Eifel und Recklinghausen/Ruhrgebiet und seine Leistung als Ministerialdirektor im preußischen Innenministerium sowie als ehrenamtlicher Leiter einer großen katholischen Laienorganisation. Er umschiffte in seinen folgenden Ausführungen nicht die Frage, ob Klausener als Widerstandskämpfer zu bezeichnen sei. Man könne sagen – so der Erzbischof – Klausener habe sich anfangs als Brückenbauer zwischen politischen Katholizismus und Nationalsozialismus verstanden, dann aber seine Fehleinschätzung erkannt; er sei der Stimme seines Gewissens gefolgt, die ihn befähigte, Gut und Richtig zu unterscheiden. Damit sei er ein Beispiel für uns heute.
In dem anschließenden Festvortrag ging Herr Prof. Dr. Stefan Samerski (München/Berlin) zu dem Thema „Klausener – Katholizismus zwischen Demokratie und Diktatur“ der Frage nach, wie Klausener in der frühen Zeit des Nationalsozialismus als Katholik und als Beamter seinen Weg gegangen sei. In der Würdigung eines Menschen, der einen Spagat zwischen einer tiefen religiösen Verwurzelung, verbunden mit einem aktiven Handeln aus seinem Glauben, und einer ebenso tiefen Loyalität gegenüber zu einem rechtmäßigen Beamtentum aushalten konnte und sich entscheiden musste. Die Entscheidung Klauseners sei bekannt: Mit seiner spontanen Ansprache am 24. Juni 1934 in Hoppegarten habe er sein Todesurteil gesprochen. Die Worte Klauseners, dass „alle Volksgenossen geliebt werden sollen und die Nächstenliebe das Zeichen echter Christlichkeit“ sei, hätten nicht nur die dort anwesenden Gläubigen, sondern auch seine Gegner richtig verstanden. Er wurde als „gefährlicher Katholikenführer“ auf die Todesliste des „Röhm-Putsches“ gesetzt und nur wenige Tage später heimtückisch in seinem Dienstzimmer erschossen.
„Klausener war kein Scharfmacher, sondern ein „Mutmacher“. Mit diesem Worte charakterisierte Frau Römer-Moch in ihrem Schlusswort den Geehrten. Nach dem Podiumsgespräch durften sich die Gäste am Büffet erfreuen. Von der Möglichkeit eines Gedankenaustausches in ungezwungener Atmosphäre wurde ausgiebig Gebrauch gemacht. Es war eine Veranstaltung, die eines herausragenden Mannes würdig war.