Am Donnerstag, den 16. Mai fand in der Klasse 10a von Herrn Zaake im Rahmen seines Geschichte- und Politikunterrichts eine Veranstaltung im Rahmen des Projekts "Meet a jew" statt. Finanziert aus Steuermitteln und organisiert über den Zentralrat der Juden in Deutschland ist hierbei die Idee, zwei Menschen jüdischen Glaubens in eine Schulklasse zu holen, um über das Judentum, den Antisemitismus und über Klischees und Vorurteile aller Art sowie den Alltag miteinander ins Gespräch zu kommen. Hintergrund war wohl auch die Beobachtung von (vermeintlich) antisemitischen bzw. israelfeindlichen Äußerungen in Klassenchats.

Karina und Jana sollten eigentlich kommen, letztlich kam dann leider nur Jana, eine Politologin, die jetzt irgendwo in einem Büro arbeitet, weil die andere Frau kurzfristig erkrankt war. Jana, die sich seit ihrer Konvertierung zum Judentum jetzt Jaël nennt (im Alten Testament eine starke Frauengestalt), wuchs zunächst konfessionslos in Deutschland auf und konvertierte vor 23 Jahren in Israel zum Judentum. Sie lebte dazu über ein Jahr lang in einem orthodoxen Kibbuz, um sich auf komplexe theoretische Prüfungen gut vorzubereiten. Mittlerweile lebt sie jedoch wieder in Deutschland und relativ säkular.
Im munteren Gespräch mit der Klasse, aus der wirklich sehr viele verschiedene Fragen geäußert wurden, ging es zum einen stark um jüdisches Leben in Deutschland und dann auch um den von ihr stark gespürten Antisemitismus, insbesondere in den sozialen Medien. Sie äußerte auch Ängste, sich in bestimmten Stadtteilen Berlins nicht sicher zu fühlen. Außerdem berichtete sie davon, dass sie einige jüdische Mitbürger kennen würde, die sogar schon die Mesusa am Türrahmen (längliche Kapsel mit gerolltem Pergamentstück der Tora mit schützender Funktion für das Haus oder den Raum) abgenommen hätten, aus Sorge vor Angriffen oder Schmierereien.
Alles in allem ist "meet a jew" sicher ein wichtiges Projekt, das jedoch stark von der jeweiligen Person abhängt, die in die Schule kommt. Und noch schöner wäre es gewesen, wenn zwei verschiedene Meinungen und Eindrücke hätten zum Ausdruck gebracht werden können.