Erinnerung an Rita Dummer
(18.10.1932 – 18.04.2025)
Als Rita Dummer, damals Rita Kaminski, 1945 nach Kriegsende zum freiwilligen privaten Unterricht an die Theresienschule kam, sammelten sich in der Klasse Sieben ca. 15 Schülerinnen unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Herkunft (in Berlin aufgewachsene und im Krieg dorthin geflüchtete Mädchen). Die Zusammenstellung der Lerngruppen war in erster Linie mit Blick auf einen möglichst gleichen Wissensstand der ca. 70 Mädchen, die sich an der Theresienschule angemeldet hatten, erfolgt; nach der vierjährigen Schließung der Schule sollte möglichst schnell ein relativ „normaler“ Unterricht stattfinden können. Da zunächst noch gar nicht feststand, ob die Schule überhaupt bestehen bleiben durfte, fand der Unterricht unter äußerst abenteuerlichen, unsicheren Bedingungen statt, so dass Rita von ihren Eltern im nächsten Jahr auf eine staatliche Schule in Weißensee geschickt wurde. Nachdem schließlich der Magistrat den Fortbestand der Theresienschule bestätigt hatte, entschied sich Familie Kaminski - nicht zuletzt auch wegen des christlichen Profils – endgültig für die Theresienschule. Rita konnte dann dort 1952 ihr Abitur machen und nahm danach das Studium der Klassischen Philologie (Latein und Griechisch) an der Humboldtuniversität auf. Sofort nach ihrem Abschluss 1958 kehrte sie an die Theresienschule zurück, diesmal als Lehrerin für Latein, später unterrichtete sie auch Deutsch und Englisch. Als Deutschlehrerin leitete sie regelmäßig Theatergruppen und brachte es dabei zu ca. 25 Aufführungen.
Nach der deutschen Wiedervereinigung begegnete Rita Dummer den sich nun im privaten wie im schulischen Bereich bietenden neuen Möglichkeiten mit großer Offenheit, viel Optimismus und einer gehörigen Portion Abenteuerlust.
Als Lateinlehrerin interessierte sie sich besonders für andere Unterrichtskonzepte und -materialien und genoss es, an Fortbildungen darüber teilzunehmen und vieles auszuprobieren. Endlich auch konnten sie und ihr Ehemann Jürgen Dummer (1935 - 2011), ein Professor für Gräzistik (Wissenschaft der altgriechischen Sprache und Kultur), zu den Orten reisen, über die sie an der Schule und an der Universität mit so großer Begeisterung unterrichtet hatten.
Dass Rita Dummer 1997 in den verdienten Ruhestand ging, bedeutete noch längst nicht, dass sie ihre Begeisterung für den Lehrerinnenberuf aufgab. Bis vor wenigen Jahren traf sie sich regelmäßig mit einer kleinen Gruppe von ca. 9 Personen, um mit ihnen Englisch zu lernen.
Bis zuletzt stand Frau Dummer in gutem Kontakt mit ehemaligen Schülerinnen und Kolleginnen und war immer besonders erfreut und auch ein bisschen stolz, wenn sie von ihnen erfahren durfte, wie sich die Theresienschule weiterentwickelte. Was sie allerdings ein wenig bekümmerte, war, dass nach ihrer Meinung die Rolle der Schwestern Unserer Lieben Frau für den Fortbestand der Schule im Nationalsozialismus und danach in der DDR zu wenig erkannt worden sei (z. B. beim 100-jährigen Jubiläum 1994) und nun fast vergessen werde. „Man steht doch auf deren Schultern“ äußerte sie sich in einem Interview zum 125-jährigen Jubiläum 2019 und erinnerte vor allem an Schwester Maria Julie, die von 1945 - 1982 mit großem Geschick und Weitsicht eine katholische Schule leitete, die es ja eigentlich im Sozialismus der DDR gar nicht geben durfte.
In ihren letzten Lebensjahren war Frau Dummer aus gesundheitlichen Gründen zunehmend ans Haus gebunden. Da sie auch den modernen Medien gegenüber keine Berührungsängste kannte, nutzte sie deren Möglichkeiten zur Kommunikation und Information, und das vor allem auch in Bezug auf ihr soziales, religiöses und kirchliches Engagement: z. B. unterstützte sie die Arbeit des von ehemaligen Theresienschülern gegründeten Vereins GGAP (gemeinsam gegen Armut auf den Philippinen) und ein Projekt zur Priesterausbildung in Afrika und war über Radio Vatikan jeden Tag bei den Gottesdiensten, Veranstaltungen und Reisen des von ihr verehrten Papstes Franziskus dabei.
Nun ist es ein tröstlicher Gedanke, dass Rita Dummer, die am Karfreitag, und Papst Franziskus, der am Ostermontag gestorben ist, sich in der Begegnung mit dem österlichen Licht nahe sind:
Lvx aeterna eis lvceat
Vielen Dank Rita Dummer. Auch auf deinen Schultern stehen wir.
Die Beerdigung ist am Donnerstag, den 22.05.2025. Das Requiem beginnt um 12 Uhr in St. Georg, Kissingenstr. 33, 13189 Berlin. Die anschließende Beerdigung ist ab 14 Uhr auf dem Hedwig-Friedhof, Konrad-Wolf-Str. 30 - 32, 13055 Berlin.